Ob Pflege, Logistik oder Industrie. Diese Branchen haben zwei Gemeinsamkeiten. Auf der einen Seite werden die meisten der unter die Branche fallenden Berufe in Schichtarbeit ausgeführt und auf der anderen Seite werden sie durch einen großen Fachkräftemangel gekennzeichnet.
Trügt es oder gibt es zwischen diesen Eigenschaften einen Zusammenhang?
„Ich wollte immer mit Menschen zusammenarbeiten, deswegen habe ich mich entschieden, Pflegekraft zu werden“, erzählt Hagen Reblitz. Er ist einer der Wenigen, die sich für einen Beruf aus einer Branche des Blue-Collar-Arbeitsmarktes entschieden haben, obwohl das Image ebendieser stetig schlechter wird.
Die Frage, ob ihn die Aussicht auf Schichtarbeit damals nicht abgeschreckt hätte verneint er. „Ich wusste, dass das eine mit dem anderen zusammenhängt“, mittlerweile versteht er aber, warum viele das anders sehen, insbesondere, wenn es um Themen wie Familiengründung gehe.
Mit dieser Meinung ist Hagen Reblitz nicht allein. Auch über die Grenzen seiner Branche hinaus, denken viele Schichtarbeitende ähnlich. So ist es nicht verwunderlich, dass die Arbeitsmotivation in den Bereichen sinkt, die einem nicht versprechen können, dass die Vereinbarkeit von Beruf, Privatleben und Familie kein Problem darstellt.
Die Tagesabläufe unterscheiden sich von denen der Freunde und Familienmitglieder, insbesondere dann, wenn Nachtschichten auf dem Arbeitsplan stehen. Schichtarbeitende mit Kindern stehen zudem vor der Herausforderung, dass auch die Öffnungszeiten von Schulen und Kindertagesbetreuungen nicht mit ihren Arbeitszeiten zusammenpassen.
So bringt die Schwierigkeit, private Termine und Pflichten an den Schichtdienst anzupassen, auf der einen Seite mit sich, dass jene, die sich täglich dieser Schwierigkeit stellen müssen, ihre Jobs wechseln. Auf der anderen Seite, wird das Interesse von potentiellen Bewerbenden an Jobs aus diesen Branchen, durch die Aussicht auf eine schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie zunichte gemacht. Das Ergebnis liegt auf der Hand: Fachkräftemangel.
Die Aufgabe, diesem Teufelskreis zu entkommen, liegt bei den Unternehmen selbst, die so händeringend nach neuen Mitarbeitenden suchen. Sie müssten nicht nur einen Schritt auf die Bewerbenden zugehen, sondern gleich einen ganzen Weg. Oft herrscht jedoch in den betroffenen Unternehmen noch zu wenig Verständnis für dieses Problem.
Auch Familienministerin Giffey wirbt immer wieder für ein Umdenken. Familienfreundlichkeit sei mittlerweile kein „nice-to-have“ mehr, sondern ein Muss zum Anwerben von neuen Mitarbeitenden. Dies wird auch deutlich, wenn man sich die Stellenanzeigen für Jobs mit Schichtdienst anschaut: Viele bieten Benefits wie Kinderbetreuungen oder einen Vorteil in der Urlaubsverteilung für Eltern.
Den Bewerbenden muss ein Gefühl des Verständnisses für ihre Situation gegeben werden. Vor allem aber dürfen familienfreundliche Maßnahmen nicht bloß angekündigt werden, sondern müssen aktiv umgesetzt werden. Um glaubwürdig zu erscheinen und Bewerbende überzeugen zu können, ist es hilfreich, wenn die Unternehmen Familienfreundlichkeit in ihr Leitbild integrieren und ihre Führungskräfte sollten für dieses Thema sensibilisiert sein.
Schlussendlich muss eine gute Vereinbarkeitspolitik nach außen kommuniziert werden. Denn nur wer seinen Arbeitskräften versprechen kann, dass Schichtdienst und eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie sich nicht ausschließen, kann sich im Kampf um die Bewerbenden behaupten.
Verfasst von Alina Meier, aus dem Marketing der Firma voiio.voiio ist führender Anbieter für betriebliche Kinder-Ferienbetreuung und hilft Unternehmen dabei, familienfreundlicher zu werden. Weitere Informationen über voiio finden Sie unter: https://voiio.de/