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Ist der zu geringe Lohn verantwortlich für den Fachkräftemangel?

von Christian Städtler, am 10.03.2020 11:06:17

Warum sind einigen Berufsgruppen stark vom Fachkräftemangel betroffen, und andere gar nicht? Gibt es hierfür eine andere Erklärung als die sinkende Attraktivität der Berufe? Fakt ist, wir müssen die Ursache kennen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Spannend ist die neueste Erkenntnis: Auf Rückfrage der Linken gab die Bundesagentur für Arbeit nun folgende Infos raus: 26 der 52 Berufsgattungen mit Fachkräftemangel zahlen ihren Fachkräfte ein Gehalt, welches unter dem bundesweiten Durchschnitt liegt. (Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, khe)

Hängt der Fachkräftemangel also vom Gehalt in den jeweiligen Berufen ab?
Dass in den Berufen mit niedrigen Durchschnittsgehältern zunehmend niemand mehr arbeiten möchte, ist sicherlich nicht verwunderlich. Denn auch - oder gerade - bei Nichtakademikern ist das Gehalt einer der wichtigsten Faktoren bei der Wahl ihres Arbeitgebers, wie wir bereits 2017 mit unserer Blue Collar Deutschland Studie heraus fanden. Wie wichtig Fachkräften das Gehalt ist, zeigt sich auch in den Ergebnissen unseres Blue-Collar-Kompass Edition: Umschulung. Knapp 60 % aller befragten Nichtakademiker*innen gaben hier eine Gehaltssteigerung als Hauptgrund für eine Umschulung an.
Das wiederum bedeutet: Nicht nur der Nachwuchs wird von dem niedrigen Gehalt abgeschreckt, sondern auch die gelernten Fachkräfte kehren dem Beruf den Rücken durch die Aussicht auf ein besseres Gehalt. Die Abgeordnete der Linken Sabine Zimmermann, sagte im Interview mit der ZEIT, dass der Mangel von Fachkräften somit oftmals hausgemacht sei. Die Lohntüte ist also nicht nur ein Einstellungsgrund, sondern auch Grund für die Wahl oder Ausübung eines Berufs allgemein.

Aber was muss getan werden, um dem Mangel entgegenzuwirken?

Wie Sabine Zimmermann appellieren auch wir an die Unternehmen, in den Berufsgruppen mit Fachkräftemangel umzudenken. Nicht selten bekommen wir von Bewerbern das Feedback, dass die Bewerbung vor Kenntnis des Gehalts nicht gestartet wird:

“Kein Mensch bewirbt sich irgendwo, wo er keine Lohnauskunft bekommt.” oder
“... ein ordentliches Stellenangebot von einer seriösen Firma ist mit Lohn- & Gehaltsangabe.” (Zitate aus Facebook-Kommentaren unter Stellenanzeigen).

Auch das direkte Feedback aus den Reihen der Fachkräfte zeigt also, was dringend in der Stellenanzeige und -beschreibung erwähnt werden sollte, um Bewerber von sich zu überzeugen. Diese Erkenntnis bestätigte sich auch in der Umfrage zu unserem Blue Collar Kompass Edition: Jobsuche, bei welcher wir etwa 1.000 Nichtakademiker nach den wichtigsten Informationen in Stellenanzeigen befragt haben. So nannten rund 57 % der befragten Fach- und Arbeitskräfte Gehaltsinformationen als einer der wichtigsten Angaben in Stellenanzeigen.

Auch bei der Erwartungshaltung muss umgedacht werden: Einen Mitarbeiter kann man sich nicht backen! Den oder die Mitarbeiter/in mit Berufserfahrung, allen gewünschten Scheinen, Ausbildungen und Kenntnissen gibt es vielleicht nicht. Und falls es sie oder ihn doch gibt, so sind diese möglicherweise gerade nicht zu einem Wechsel bereit. Oder aber das Angebot passt einfach nicht. Gründe gegen eine Bewerbung gibt es einige.
Aber mit den folgenden Tipps können Sie die Fachkräfte, die wechselbereit oder aktiv auf Jobsuche sind, ansprechen und im besten Fall von sich überzeugen:

  1. Spielen Sie Ihre Stellenanzeige an die passende Zielgruppe aus.
  2. Seien Sie ehrlich in Ihren Stellenanzeigen!
  3. Achten Sie darauf alle wichtigen Informationen in Stellenanzeigen zu nennen. Dazu zählen nach unserer Erfahrung vor allem: Stellentyp, Voraussetzungen (notwendige und gewünschte), Benefits, Angaben zum Team, Aufgaben, Einsatzort, Urlaubstage, Gehalt
  4. Minimieren Sie Hürden, wie einen Dateiupload, im Bewerbungsprozess.
  5. Antworten Sie Ihren Bewerbern möglichst schnell innerhalb weniger Tage.

Unsere Studien können Sie auf unsere Seite "Unsere Studien" herunterladen. 

Themen:News

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