#EureStimmezählt - So erleben Fachkräfte die Corona-Krise
von Christian Städtler, am 14.04.2020 10:05:02
Wir setzen uns mit unserer Recruiting-Lösung stets für die Chancengleichheit der Blue-Collar-ArbeitnehmerInnen ein und wollen sie bei der Jobsuche und weiteren Karrierethemen unterstützen. Da wir durch unsere Präsenz in sozialen Netzwerken täglich viel Feedback von Fach- und Arbeitskräften in den verschiedensten Blue-Collar-Berufen erhalten, erfahren wir auch in Krisenzeiten, was die Herausforderungen und Wünsche unserer Zielgruppe sind. Zudem haben wir mit einer Kampagne #EureStimmezählt um Feedback innerhalb unserer Follower gebeten und mit 4 ArbeitnehmerInnen aus unterschiedlichen Berufszweigen zu Ihrer derzeitigen Situation im Job gesprochen. Die Einblicke, die wir über diese Wege erhalten haben, möchten wir mit Ihnen teilen, um Blue-Collar-Arbeitnehmer auch in dieser Zeit besser zu verstehen.
Die tägliche Arbeit wandelt sich
Durch die Corona-Krise verändert sich unser aller Leben in vielerlei Hinsicht, aber vor allem unser Alltag. Und zu diesem zählt für viele der Job dazu. Die Aufgaben in dem ausgeübten Beruf und Arbeitsumgebungen wandeln sich gerade immens. Einige wenige können aus dem Homeoffice arbeiten oder fahren noch zur Arbeit, andere hingegen sind in Kurzarbeit oder erhielten durch die Corona-bedingte Schließung des Unternehmens eine Kündigung. Bei einer kurzen Stichprobenartigen Umfrage mit rund 100 Stimmen der NichtakademikerInnen gaben 39 % an bereits nicht mehr zu arbeiten. Die Gründe dafür sind verschieden. Der Inhaber eines Logistik Unternehmens, David Dimov, sagte uns, er kann aufgrund zu geringer Auftragslage weder sich noch seine Mitarbeiter beschäftigen. Die Erzieherin Romina Norbert kann durch die Schließung der Kitas und die Betreuung ihrer eigenen Kinder nicht mehr ihrem beruflichen Alltag nachgehen. Von den etwa 100 Teilnehmern unserer Stichprobenumfrage ist der vorwiegende Grund für die Nicht-Beschäftigung die Kurzarbeit.
Auch bei den systemrelevanten Berufsgruppen änderte sich durch Corona der Arbeitsalltag. Zusteller, wie der von uns befragte Maximilian Peter (von der Redaktion auf eigenen Wunsch hin anonymisiert), schilderten die Veränderung wie folgt: “Durch die Einführung eines zwei-Schichtsystems sollen morgens nicht so viele Leute auf einem Haufen sein. Pakete sollen, wenn möglich, direkt zum Ablageort gebracht werden (..). Auch der Scanner und der Stift werden nicht mehr aus der Hand gegeben, sodass wir für die Kunden unterschreiben.” Im Krankenhaus, so berichtet die junge Pflegerin Alina Müller (von der Redaktion auf eigenen Wunsch hin anonymisiert), ist auch nach wie vor zu wenig Personal vorhanden für die erhöhte Anzahl an Betten. Die Ursache für diesen Anstieg ist die Sperrung einer zweiten Intensivstation für Corona-PatientInnen. Hinzu kommt die Materialknappheit, die besonders die Krankenhäuser trifft, welche tagtäglich mit vielen verschiedenen Keimen umgehen müssen.
So fühlen sich Fach- und Arbeitskräfte
Bei unserer Stichprobenumfrage unter unseren Instagram-Followern fühlte sich der Durchschnitt mittelmäßig gut. Teilweise erreichten uns optimistische Stimmen, teilweise aber auch besorgte Stimmen. Zum Einen sind die Ängste und Sorgen, vor allem um die eigene Existenz, die Versorgung, die Familie oder die eigene Gesundheit durch die Ausübung systemrelevanter Berufe in Supermärkten, Krankenhäusern und als Zusteller, groß. Zum Anderen ist aber auch der Optimismus da, der durch ein gutes Gesundheitssystem motiviert die aktuelle Krise vielleicht verstärkt für ein solidarisches Miteinander und für die Familie oder zur Entschleunigung zu nutzen. Die von uns befragte junge Pflegefachkraft sagte uns: “Wenn sich alle weiterhin alle an die Ausgangsbeschränkungen halten, werde ich optimistisch bleiben.”
Grundsätzlich sind Fach- und Arbeitskräfte trotz Angst und Sorgen hilfsbereit und wollen gerade systemkritische Berufsgruppe nach allen Kräften unterstützen.
Ihre Herausforderungen & Wünsche
Die Herausforderungen, mit welchen sich viele NichtakademikerInnen konfrontiert sehen, sind geprägt vom Zuhause bleiben. Einige Teilnehmer unserer Umfrage auf Instagram nannten die Vereinbarkeit von Kindern, deren Bildung sowie den eigenen Job als eine aktuell schwere Aufgabe, da Kitas und Schulen weiterhin geschlossen sind. Andere Teilnehmer unserer Stichprobenumfrage äußerten als größte Herausforderung die Versorgung der Familie mit dem aktuellen Gehalt, welches oft durch die Kurzarbeit bedingt geschrumpft ist.
Auch der Wiedereinstieg in den Beruf nach der Krise stellt aktuell nicht nur für die Erzieherin Romina Norbert eine Herausforderung da, wie die Ergebnisse unsere Stichprobenumfrage zeigen. Das wohl präsenteste Thema in diesem Zusammenhang ist und bleibt die ungewisse Zukunft, die niemand so recht einzuschätzen weiß. Sollten schlagartig mehr Menschen an dem Virus erkranken, ist vor allem die eigene Gesundheit im Krankenhaus trotz erhöhtem Arbeitsaufkommen eine der größten Herausforderungen, wie uns die junge Pflegerin Alina Müller verrat.
Neben den Herausforderungen zeigten sich in dem Feedback der Fach- und Arbeitskräfte auch die persönlichen Wünsche. MitarbeiterInnen im Einzelhandel wünschen sich vor allem von Kunden mehr Verständnis und Pflegefachkräfte bitten die Bevölkerung so weit es geht zuhause zu bleiben. Berufskraftfahrer und auch andere wünschen sich aktuell ein Entgegenkommen von Unternehmen oder Gesetzgebern, wenn die Prüfung bereits absolviert ist, aber die Ausstellung des Führerscheins noch nicht erfolgte. Auch der Inhaber David Dimov hofft auf die Unterstützung des Staates in Form eines Hilfspaketes für seine Logistikfirma. Bei unserer Stichprobenumfrage nannten zudem viele als Wunsch die eigene Gesundheit und die Normalität. Besonders oft wurde außerdem der Wunsch geäußert, arbeiten gehen zu können oder einen (Neben-) Job zu finden.
Unser Fazit
Wir sind froh über das Feedback der NichtakademikerInnen und haben aus diesen Einblicken viel dazu gelernt. Für uns ist es wichtig zu wissen, welche Sorgen und Probleme die Fokusgruppe aktuell hat, der wir seit 6 Jahren bei der Jobsuche in Zusammenarbeit mit ArbeitgeberInnen unter die Arme greifen wollen. Nur durch das Feedback und den Austausch mit den NichtakademikerInnen können wir unsere Recruiting-Lösung entsprechend anpassen, neue Produkte entwickeln und die Arbeitgeber bei der Suche nach Fach- und Arbeitskräften unterstützen.
Durch die Corona-Krise und die gewonnenen Erkenntnisse testen wir aktuell verschiedene Produkte, die sowohl Unternehmen als auch KandidatInnen helfen können, Mitarbeiter zur kurzfristigen Unterstützung zu finden und Existenzen zu sichern.
Worauf Unternehmen jetzt achten müssen:
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